Project Description

Jahresrückblick 2014
und Ausblick 2015

die schrecklichen Ereignisse in Paris und Nigeria, offene und „heimliche“ Kriege in Syrien, Irakund der Ukraine zeigen uns, dass Frieden und Menschenrechte alles Andere als selbstverständlich sind, aber auch, wie weltweit Konflikte angeheizt werden, wenn durch Abhängigkeiten von Öl und Gas die eigene Glaubwürdigkeit zur Farce wird. Auch das ist einer der vielen Gründe, weshalb der Einsatz für eine wirkliche Energiewende bis zur Befreiung von allen fossilen und nuklearen Abhängigkeiten bei uns und weltweit eine existentielle Herausforderung ist, für die es sich mehr denn je zu streiten lohnt.

Schon wieder ist ein Jahr vergangen, das 28. seit Gründung des Vereins artefact e.V. und das 13. Betriebsjahr der gemeinnützigen GmbH – und wiederum ein Jahr, das alles Andere als langweilig war!

Erstmals waren wir 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Weihnachtsfeier im Dezember:

  • 7 Voll- und TeilzeitmitarbeiterInnen für Gästehaus/Gelände, Jugend- und Erwachsenenbildung
  • 4 MitarbeiterInnenfür unseren Freiwilligendienst solivol
  • 4 Freiwillige (FÖJ, ÖBFD und FÖJ deutsch-französisch)

Dazu kommt Nicole Gifhorn als bei uns angesiedelte Promotorin des Bündnis Eine Welt für globales Lernen.
Viele Arbeitszeiten fallen aber nicht bei artefact vor Ort an, sondern im home office, auf Otafrikareisen und anderswo, sodass sich einige neue KollegInnen tatsächlich erstmals „richtig“ auf der Weihnachtsfeier trafen.
Allen bekannt aber zum letztenmal „in Funktion“ dabei war mit Martina Janßen die mit Abstand (und Unterbrechungen) dienstälteste Kollegin, die vor gut 20 Jahren erstmals als SCIWorkcamp- leiterin nach Glücksburg kam und in den letzten Jahren im Gästehaus-Team mitarbeitete.
Sie hat sich nun beruflich einen anderen Arbeitsbereich in einem Kleinheim ausgeschaut. Vielen Dank für Dein Engagement in all den Jahren!
Herzlich danken möchte ich natürlich neben den MitarbeiterIinnen und deren oft weitergehendem Engagement all den Helfern und Unterstützern, ob im Förderverein oder „drumherum“, die auf die eine oder andere Art und Weise, vor Ort oder durch Werbung in ihrem Umfeld aktiv sind.

Viele unserer Kampagnen und Aktivitäten wären auch nicht möglich gewesen ohne Kooperationspartner, Sponsoren und Zuschüsse insbes. der Bingo-Umweltlotterie, von Stiftungen und anderen Förderern. Ihnen Allen ein großes Dankeschön!

Bildung für globales Lernen

Bei den Projekttagen für Schulen und andere Gruppen wird insbesondere das Thema „Wie kommt die Sonne in die Steckdose?“ verstärkt und in unterschiedlichen Zusammenhängen ausgewählt: von Ferienpassaktionen über Väter-Kind-Freizeiten bis zu Erstsemester-Seminaren liegen unsere Photovoltaik-Angebote weiter im Trend.
Dies liegt sicherlich auch am Werbe-Effekt des nunmehr sechsten Schleswig-Holstein Solarcup, der in der Außenwahrnehmung von artefact inzwischen eine feste Größe ist. Mit vielen Messe- und Veranstaltungsterminen ab der „New Energy“ Husum im Vorfeld (2014 erstmals auch beim Pfingstmarkt auf Hof Oestergaard) und dem nun erstmals auch mit einem Wanderpokal ausgezeichneten zusätzlichen Solarboot-Wettbewerb war die Resonanz bei Teilnehmerzahlen, Fans und Medien wieder toll – trotz der diesmal sehr schwierigen Finanzierung des Landeswettbewerbs: der starke Einbruch des Photovoltaikmarktes hat auch unsere bisherigen Sponsoren hart getroffen. Mit neuen Unterstützern und erheblichen Eigenmitteln klappte es noch so gerade, den Solarcup zum sechstenmal durchzuführen. Beim inzwischen auf 16 Regionalwettbewerbe mit 250 Teilnehmern angewachsenen Bundesfinale in Dortmund konnte ich diesmal erstmals selber zum Anfeuern unserer Pokalsieger dabei sein – eine echte Erfogsstory!

Da sich unser Solarcup-Termin von der Durchführung der Tour de Flens löste, verbanden wir das Wochenende erstmals nicht mehr mit unserer Bau- und Energiemesse naturtec, die als wetterabhängige Veranstaltung stets mit einem hohem Risiko verbunden war.

Die nunmehr vierte Tour de Flens führten wir erstmals eingebettet in einen dreitägigen Elektromobilitätsmarkt im Flensburger Fördepark durch, den wir gemeinsam mit dem Klimapakt und der Energiegenossenschaft Flensburg sowie ee4mobile aus Nordfriesland organisierten. Erstmals konnte damit das Thema in eine breitere Öffentlichkeit getragen werden. Unsere „Glücksburger Gespräche“ mit O. Loserth von E-Wald als Gastredner bildeten diesmal den Auftakt für den Monat der Elektromobilität. Mit mehr als 50 Elektrofahrzeugen und 30 Fahrzeugtypen vom Fiat500-Umbau bis zum Tesla durchbrachen wir auch mit der geräuschlosen Elektromobilitätstour eine symbolische Schallmauer. Mit dem Start bei den Sonderborger Versorgungswerken und erstmals auch breiter Presseberichterstattung in Dänemark konnte die Grundlage gelegt werden für weitere Ideen Richtung abgestimmter Elektroladestationen im Grenzgebiet. Die Tour wurde unterstützt von EKSH und Umweltministerium Kiel, Fecon, gp-joule sowie der Flensburger Brauerei. Eine Dokumentation der Tour kann eingesehen werden.

Das Energiestrategiespiel „Changing the Game -Energie deiner Zukunft -Zukunft deiner Energie“ wird nach Auslaufen der Anschubfinanzierung von „Bingo“ weiterhin von dem Kollegen Thomas Rothenberg in deutscher Fassung für Spiel- und Multiplikatoren-Workshops angeboten, die bei uns in Glückburg und bundesweit durchgeführt werden können, soweit die Finanzierung gesichert ist. Von Studentengruppen und FÖJ-Seminaren bis zu kommunalen Energieberatern únd Lehrerfortbildungen reichte die Spanne der Teilnehmer in 2014. Weitere Infos unter Changing the Game.

Nach Ostafrika mit solivol

Mit Kofinanzierung des BMZ-Programms weltwärts und des Internationalen Jugendfreiwilligendiensts des Familienministeriums ist unser Freiwilligenprogramm „solivol“ weiter gewachsen, was nun wiederum zur Verdopplung des Personals führte: die in diesem Jahrgang (Sommer- und Winterausreisen) etwa 65 Freiwilligen werden neben Frank Lüschow und Cathy Lieball nun auch von Inga Eumann als erster ehemaliger Freiwilliger pädagogisch und von Jutta Petersen-Böhm administrativ betreut. Wir konzentrieren uns weiterhin auf Einsatzstellen in 7 Ländern Ostafrikas: Äthiopien, Kenya, Uganda, Tansania, Ruanda, Malawi und Sambia. Unter solivol.org finden Sie Projektbeispiele und weitere Informationen.

Erwachsenenbildung

Durch den starken Rückgang der Solarbranche in Deutschland konnten wir wie alle anderen bundesweiten Solarschul-Standorte im vergangenen Jahr keinen einzigen offen augeschriebenen SolarFachberater-Kurs realisieren. Auch das erstmalig angebotene Eigenstrommanager-Seminar kam nicht zustande. Dass die Erfolge der hiesigen Enegeiwende offenbar im Ausland stärker wahrgenommen weredn als in Berlin, spüren wir demgegenüber an der internationalen Resonanz: erstmals führten wir im Frühjahr im Auftrag der Hanns-Seidel -Stiftung München ein Seminar für chinesische Berufsschullehrer und -leiter durch, die schleswig-holsteinische Erfahrungen etwa in der Qualifizierung von Wind-Service-Mechatronikern und offshore-Windpark-Installateuren in der inneren Mongolei anwenden wollen.
Auch aus den USA, Belgien, Uganda und anderen Weltregionen besuchten uns wieder Gruppen und Einzelpersonen. Chilenische Lehmbauer bauten für unsere Lehmaustellung ein Modell ihrer Palettenbauweise aus Valparaiso.

Gästehaus

Externe Seminargruppen wie oben, FÖJ-Seminare und unsere Eigenveranstaltungen zur Vorund Nachbereitung für Ostafrika waren auch 2014 wichtig für die Auslastung des Gästehauses, doch auch der positive Trend bei Klassenfahrten und maßgeschneiderten Projektwochen wie zuletzt für die Hamburger Walddörferschule zu Energie hält an. In den Sommermonaten und Ferienzeiten dominieren Urlauber und Triathleten ebenso wie Familienfeierer mit unserer oder
Selbstversorgung.
Instandsetzungsarbeiten und Reparaturen sind gleichwohl eine dauerhafte Herausforderung angesichts der Größe des Geländes und der Gästehäuser. Die Holzböden der Gewölbe waren diesmal fällig und wurden runderneuert.

Gelände

Der „Zeltplatz in der steckdosenfreien Zone“ wurde im Sommer mit Unterstützung von zwei internationalen SCI-Workcamps fast fertig: die Solarküche hat nun ein Gründach bekommen und die zweite Solardusche lief in ihrer ersten Saison überzeugend.
Verabschiedet haben wir uns im Dezember schweren Herzens von unserer 30 KW-Kano Windkraftanlage, die mehr als 20 Jahre lang bis auf einige zeitaufwändige Reparaturen gute Dienste geleistet und sowohl zum Stromeigenverbrauch wie zur Netzeinspeisung beigetragen hat. Im Rahmen des Repowering ist unser Standort für gleich große und größere Anlagen nun nicht mehr nutzbar; wir beteiligen uns stattdessen aber an einem neuen Megawatt-Bürgerwindpark in Nordfriesland und sind dann an den Erträgen beteiligt.
Kleinwindkraftanlagen mit niedrigerer Höhe sollen durch unseren neuen Bebauungsplan aber genehmigungsfähig sein.

Der Powerpark

Durch die bestehenden und weiter beschlossenen Neubaugebiete um unser Gelände müssen wir selber unseren alten Flächennutzungsplan zu einem aktuellen Bebauungsplan weiterentwicklen. Seit zwei Jahren sind sehr viel Zeit, Geld und Nerven in diesen Prozess geflossen; mehrfache Verzögerungen und zusätzliche Emissionsgutachten verschleppten ihn. Nun ist er in der öffentlichen Auslegung und wird hoffentlich im Frühjahr von der Stadt genehmigt.

Viele Wintermonate an Arbeit flossen in die Errichtung der 35 Meter langen Lärmschutzwand, die zur Abgrenzung von den benachbarten Neubauten gebaut werden musste. Ärgerlicherweise hielten die Ausgleichszahlungen nicht, was zugesagt worden war, sodass die erhofften Einsparungen zugunsten des weiteren Ausbaus verpufften. Die lange Wand aus Lärchenholz steht aber jetzt als Grundlage für einen geplanten überdachten Anbau.
Ebenso viel Zeit, Energie und Geld floss in den Aufbau einer großen Glaskuppel, die ab dem April 2015 den Treibhauseffekt erlebbar machen soll. Ebenfalls fertig wurde ein dreidimensionales Tisch-großes Modell der Flensburger Förde, mit dem der Meeresspiegelansteig je nach Entwicklung des Klimawandels simuliert werden kann. Große CO2-Ballone für den neuen Klima- Parcours konnten ebenfalls mit Zuschüssen der Aktiv-Region und Bingo im Herbst fertiggestellt werden. Für den gesamten Parcours sind noch weitere Arbeiten und Info-Stationen für 2015 geplant.

Ausblick 2015

Auch in der ersten Woche des neuen Jahres war bereits einiges los: 20 solivol-Afrika-Rückkehrer reflektierten ihre Erfahrungen und Ideen etwa für entwicklungspolitisches Engagement in Deutschland.
Am gestrigen Freitag waren gleich zwei dänische Schulklassen aus Schleswig bei uns zu einem Projekttag zu Klimawandel und Energie der Schule. Von Winterpause also keine Spur!
Den derzeitigen Sturm hoffen wir gut zu überstehen. Erfahrungsgemäß sind aber diverse Reparaturen an Mobiliar und Stationen wie in allen wintern erforderlich; dazu wollen wir die Außentüren und -fenster der nubischen Gewölbe grundüberholen.
Die Ausgestaltung des Powerparks mit neuen Stationen und mehr dreisprachigen Infotafeln im Rahmen des Klima-Parcours geht dann weiter; für einige der Stationen ist aber die vorherige Genehmigung des B-Planes für den Bauantrag notwendig. Dies gilt teilweise auch für den ebenerdigen Aufbau des alten KANO-Kopfes, den wir gern als Demonstrationsobjekt erhalten wollen.
Wir hoffen, mit den internationalen Workcamps im Sommer die Lärmschutzwand mit Eckgebäude und Dach abschließen zu können, um dann auch die geplante lange Informationstafel realisieren zu können.
All dies erfordert trotz Zuschüssen der BINGO- Umweltlotterie aber stets auch erhebliche Eigenmittel!

Die gilt mehr denn je für den siebten Landes-Solarcup: die Solarbranche und damit viele unserer potentiellen Sponsoren kämpft um´s Überleben, sodass wir anderer Brancehn angewiesen sind: Wir suchen dringend nach passenden Sponsoren und Unterstützern, um diese öffentlichkeitswirksame Erfolgsgeschichte fortführen zu können!

Die Chancen für eine wiederum grenzübergreifende „Tour de Flens“ werden wir demnächst gemeinsam mit den Akteuren des letztjährigen Elektromobilitätsmarktes erörtern.

Im Gästehaus-Kalender ist zwar noch Luft für Ihre Seminarideen und Urlaubspläne, aber über unsere eigenen weltwärts-Seminare hinaus liegen bereits erfreulich viele Buchungen für das beginnende Jahr vor: zu Stammkunden wie dem Freiwilligen Ökologischen Jahr und der Deutsch-Tansanischen Partnerschaft e.V., Familien-Feierern und Schulklassen ist beispielsweise inzwischen auch das Helmholtz-Institut „Geomar“ aus Kiel gestoßen, das bei uns Doktorandenseminare veranstaltet. Die beabsichtigte formale Zusammenarbeit mit der Universität Flensburg soll zukünfig auch zu gemeinsamen Projekten führen.

Unser ungewöhnlicher Zeltplatz in der „steckdosenfreien Zone“ – mit Solarduschen, Komposttoiletten, Solarküche und Großzelt – ist nun auch buchbar für externe Jugendgruppen und Schulklassen. Ein Flyer ist in Arbeit!

Eine Seminarreihe für Nord-Süd-Entwicklungsorganisationen zu energieeffizienten Herden insbesondere zu Pyrolyse und Holzkohlegewinnung zur Bodenverbesserung plane ich gerade im Detail, nachdem dafür erste Zuschüsse bewilligt sind.

Es wird also auch 2015 ganz bestimmt nicht langweilig!

Wie immer sind aktuelle Veranstaltungen soweit teilnehmeroffen auch stets unter » Veranstaltungen zu finden.